Rahel Liebeschütz-Plaut Mentoringprogramm
Rahel Liebeschütz-Plaut Mentoringprogramm für Kliniker:innen und Postdoc-Wissenschaftler:innen
Das Mentoringprogramm für Klinikerinnen und Postdoc-Wissenschaftlerinnen wurde 2008 durch das Gleichstellungsteam an der Medizinischen Fakultät Hamburg initiiert und 2014 nach der ersten hier habilitierten Wissenschaftlerin Rahel Liebeschütz-Plaut benannt.
Rahel Liebeschütz-Plaut studierte Medizin in Freiburg im Breisgau, Kiel und Bonn, habilitierte 1923 in der Physiologie in Hamburg und war damit die erste Privatdozentin.
Als „Nichtarierin“ entzog ihr der Hamburger Senat 1933 die Lehrbefugnis. 1938 emigrierte sie mit den drei Kindern nach England. Ihr Mann, der Historiker Dr. Hans Liebeschütz, wurde in das KZ-Sachsenhausen verschleppt, konnte ihnen aber später folgen. Sie arbeitete ehrenamtlich für den Women’s Royal Voluntary Service.
Basierend auf den Tagebüchern porträtierte die Autorin Doris Fischer-Radizi das Leben und Wirken, 2019 erschien „Vertrieben aus Hamburg: Die Ärztin Rahel Liebeschütz-Plaut“. Im Begleitheft zur Dauerausstellung im Campus Lehre "Spurensuche - Erste Ärztinnen in Hamburg und am UKE" von Prof. Eva Brinkschulte wird ihre Arbeit in Hamburg gezeigt.
7. Staffel 2024 – 2026
Mit der Abschlussveranstaltung der 6. Staffel am 30. Mai 2024 wurde gleichzeitig die 7. Staffel des Rahel Liebeschütz-Plaut Mentoringprogramms eingeläutet. Das Gleichstellungsreferat freut sich über Bewerbungen von Kliniker:innen und Postdoc-Wissenschaftler:innen bis zum 31. August 2024.
Die Auswahlphase der Mentees wird sich über den September 2024 erstrecken, sodass ab Oktober der Matchingprozess erfolgen kann. Seminare, Coachings und Kurzvorträge werden ab November stattfinden.
Ziele und Zielgruppen
Das Rahel Liebeschütz-Plaut Mentoringprogramm fördert Mentees mit dem primären Ziel, die Anzahl der weiblichen Habilitandinnen zu erhöhen und durch die Berücksichtigung von Diversity-Dimensionen die Vielfalt des wissenschaftlichen Nachwuchses zu fördern. Eine Fächervielfalt von 60-70% Kliniker:innen, 10-20 % Naturwissenschaftler:innen und 10-20 % Geisteswissenschaftler:innen wird angestrebt.
Die Mentor:innen sind Professor:innen der Medizinischen Fakultät, der Universität Hamburg und bei Bedarf Expert:innen anderer Hochschulen.Das Rahel Liebeschütz-Plaut Mentoring Programm dient der Erhöhung der Chancengleichheit am UKE und kann stereotype Geschlechterrollenkonflikte abbauen, indem es u.a. bessere Voraussetzungen zur Erhöhung des Anteils qualifizierter Klinikerinnen/ Wissenschaftlerinnen in Führungspositionen schafft. Durch die Berücksichtigung von Diversity-Dimensionen wird der Vielfalt beim wissenschaftlichen Nachwuchs, der Internationalisierung und der Inklusion Rechnung getragen.
Spezifische Ziele des Rahel Liebeschütz-Plaut Mentoring Programms sind:
- die Erfüllung des Gleichstellungsauftrags und Förderung der individuellen Karrierechancen insbesondere des weiblichen wissenschaftlichen Nachwuchses
- den Mentees Wege aufzuzeigen, um die individuelle Karrieren auf dem Weg zur Habilitation bzw. habilitationsäquivalenter Qualifikation zu fördern
- Mentees bei der erfolgreichen Einwerbung von Drittmitteln (Einzelanträge und/oder Gründung von Forschungsverbünden) zu fördern und das geplante Forschungsvorhaben umzusetzen.
- Kenntnisse und Kontakte im Wissenschaftsbetrieb der Medizin optimieren und die benötigten Kernkompetenzen, u.a. als medizinische Expert:in, interprofessionelle Partner:in, Führungskraft, Lehrende und Forschende, auszubauen
- Initiierung von nachhaltigen und verbindlichen Netzwerken für Mentees und Mentor:innen; insbesondere weibliche Leit- und Vorbilder finden und bekanntmachen
- Verlinkung zum Mentoringprogramm für Studierende unter Berücksichtigung der Genderperspektive erstellen. Rahel Liebeschütz-Plaut Mentoring Programm Mentees agieren als Mentor:innen im Studierendenprogramm (Rollenwechsel)
- Etablierung eines Personalentwicklungsinstruments zur Professionalisierung der Führungskräfte im Wissenschaftsbetrieb, um u.a. Schlüsselqualifikationen aller Beteiligten auszuweiten
- Vernetzung mit den Mentess des „International Mentoring-Programme“ in englischer Sprache
Die Mentees entscheiden sich mit der Teilnahme am Rahel Liebeschütz-Plaut Mentoringprogramm für ein aktives Karrieremanagement insbesondere hinsichtlich konkreter strukturierter Planung und Strategie bis hin zur beruflichen Perspektivenänderung durch eine Neupositionierung in der Wissenschaft. Sie erleben eine deutliche Stärkung der Führungspersönlichkeit. Im Gegenzug erhalten Mentor:innen die Chance, den wissenschaftlichen Nachwuchs zu erleben und zu fördern. Sie können neue Impulse durch die Mentees und die anderen Mentor:innen erhalten, ihre Beratungskompetenz erweitern und an Netzwerken mit der Peer-Gruppe und den Mentees partizipieren.
Programmbausteine
Die charakterisierenden Elemente des Rahel Liebeschütz-Plaut Mentoringprogramms die
- One to one Mentoringbeziehung von Mentee und Mentor:in
- One to one Coaching mit externen Coaches
- Begleitende Seminarreihe bis zu zehn Workshops mit ergänzenden Expert:innenvorträgen und Vernetzungsangeboten
- Unterstützung eines Peer to Peer Mentoring durch die Mentees
Die umfangreiche Vorbereitungs- und Bewerbungsphase, die kontinuierlichen Evaluation der Angebote und der gesteckten Ziele der Mentees sowie das Abschlusssymposium sichern und dokumentieren die Qualität des Programms.Erfahrungen aus den Vorjahren zeigen, dass die Kombination von Mentoring, Coaching, Training und Vernetzung eine rasante Persönlichkeitsentwicklung der Mentees forciert. Perspektiven und Ziele der Mentees sind von einer starken inneren Motivation getragen, in einen klaren Fokus gerückt gekoppelt an das Bewusstsein, selbst Einfluss auf die Karriere nehmen zu können, Karrierepläne werden im persönlichen und beruflichen Umfeld kommuniziert, die Mentees nehmen ihre Potenziale wahr und vertreten sie mit einer neu gewachsenen Sicherheit.
Details zur 7. Staffel des Rahel-Liebeschütz-Plaut Mentoringprogramms entnehmen Sie bitte dem Programmflyer .Bei Interesse an einer Teilnahme als Mentee senden Sie bitte den Bewerbungsbogen bis zum 31.08.2024 an [email protected]
Informationen und Beratung
Janne Ehlers, Gleichstellungsreferentin der Medizinischen Fakultät,
Tel.: (040) 7410 - 58354,
[email protected] oder
[email protected]
Ehemalige Mentees
Von 2008 bis 2024 absolvierten 96 Mentees in sechs Staffeln das zweijährige Programm. Eine Recherche im Juni 2020 hat ergeben, dass 52% der Teilnehmerinnen habilitierten, ihre Habilitation eingereicht haben oder ohne Habilitation berufen wurden. Weitere nahmen Oberärztinnenstellen im UKE oder anderen Kliniken ein. Einige Mentees vereinbaren Elternzeit und Abschlussarbeiten zur Habilitation. Eine detailiertere Verbleibsbefragung, die auch die Publikationsleistungen, Drittmitteleinerwerbung und sich verändernde Familiensituation in der "Rush Hour" des Lebens berücksichtigt ist in Vorbereitung.
"Die Inhalte des Mentoring-Programms haben mir geholfen, weitere Karriereschritte gezielter zu planen und erfolgreich umzusetzen" erklärt Prof. Dr. med. Isabell Witzel, MPH Brustzentrum Zentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs als ehemalige Mentee der 1. Staffel. Sie setzt sich als Stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte für die Fortführung des Programms ein.
"Das Mentoring Programm hat mir neue Wege und Denkweisen aufgezeigt und mich darin bestärkt, meinen wissenschaftlichen Weg zu gehen. Die Programminhalte waren hilfreich und es hat sehr viel Spaß gemacht" sagt die ehemalige Mentee der 3. Staffel. Ihre Erfahrungen möchte sie als Stellvertende Gleichstellungsbeauftrage in die Fortsetzung des Programms einbringen.
„Das Mentoring Programm hat mich unter anderem darin unterstützt, die Planung meiner Karriere realistisch und intensiv anzugehen. Dabei geht es nicht nur um die beruflichen Ziele, wie Publikationen, Habilitation und ärztliche Weiterbildung, sondern insbesondere auch darum, die privaten Herausforderungen und Ziele in die Planung aufzunehmen und damit umzugehen. Der Austausch mit anderen Mentees speziell in diesem Bereich war - und ist weiterhin – unersetzbar: Wie kann ich in der Elternzeit präsent bleiben? Was gibt es für Fördermöglichkeiten nach der ‚Babypause‘? Ich habe durch das Mentee Netzwerk sehr viel von den Erfahrungen und Ratschlägen meiner Kolleginnen profitieren können.“ Dr. med. Ulrike Lange, PhD, Fachärztin für Anästhesiologie, Zentrum für Anästhesiologie und Intensivmedizin, UKE.
„Ich war eine Teilnehmerin der 4. Staffel von 2015 bis 2016 und konnte während des Programms meine Habilitation einreichen. Sehr hilfreich und aktuelle war für mich dabei z. Bsp. das Seminar vom Dekanat, in dem alle Formalitäten des Habil-Prozesses genau erklärt wurden. Besonders wichtig war und ist der Gruppenzusammenhalt unter uns Mentees, der sich in dieser Zeit entwickelt hat. Bis heute treffen wir uns alle 2 Monate um uns über unsere aktuellen Erfahrungen im Berufsleben und unserem Karriereweg auszutauschen. Dabei können wir uns sehr oft aus eigenen Erfahrungen gegenseitig gut beraten. Dieses Mentoring hat mich auch über die Mentoring-Zeit hinaus begleitet und mir sehr weitergeholfen.“
Namensgebung Oktober 2014: Rahel Liebeschütz-Plaut Mentoring
1989 nahm Rahel Liebeschütz-Plaut an der 100-Jahr-Feier des UKE teil, 25 Jahre später, 2014, wurde auch für sie ein Stolperstein zum Gedenken an die jüdischen Hochschullehrenden enthüllt.
Ihr Sohn Prof. Wolfgang Liebeschütz stellte während der Namensgebung für das Mentoringprogramm das Leben seiner Mutter lebhaft und illustrativ aus seiner Perspektive vor.
Prof. Liebeschütz und seine Tochter Rachel besuchten die Mentees der 4. Staffel während eines Workshops im Programm, um eine Verbindung zur Namensgeberin herzustellen.