Hauptsache Liebe

Warum sind Kinder gemein? Was können wir tun, wenn jemand traurig ist? Fragen wie diese stellen sich Emma und Victoria auch in ihrem eigenen Umfeld. Im Gespräch mit Dr. Anne Kaman, die im UKE zur psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen forscht, erhalten die Kinderreporterinnen spannende Antworten aus erster Hand.

Emma, Victoria und Dr. Anne Kamman
Die Interviewpartnerinnen verstehen sich prächtig

Emma: Was passiert, wenn Kinder und Jugendliche zu wenig Zuwendung ihrer Eltern bekommen?

Dr. Anne Kaman: Wenn junge Menschen zu wenig Aufmerksamkeit empfangen, bezeichnen wir dies als Form der emotionalen Vernachlässigung. Sie brauchen Zeit und Zuneigung, um stark und mutig zu werden, also Selbstvertrauen zu entwickeln, und Beziehungen zu anderen aufbauen zu können. Ein Verwöhnen oder Zuviel an Liebe gibt es dabei nicht, im Gegenteil, sie ist eigentlich das Wichtigste.

Victoria: Welche Folgen hat es, wenn Kinder zu Hause überbehütet werden?

Eltern wollen meist das Beste für ihre Kinder und handeln nicht aus böser Absicht. Allerdings ist es wichtig, dem Nachwuchs Vertrauen zu schenken. Kinder brauchen Freiheit, müssen auch mal einen Fehler begehen dürfen. Werden sie jedoch überbehütet, haben sie gar keine Möglichkeit, sich auszuprobieren und frei zu entfalten.

Haben auch Kinder Depressionen, und wenn ja, wie werden sie behandelt?

Schon jüngere Kinder können traurig sein, zum Beispiel keine Lust haben, zu spielen. Aber das können wir psychologisch sehr gut behandeln, sowohl in Praxen als auch in speziellen Kliniken. Dabei werden die Angehörigen in die Therapie einbezogen, manchmal können Medikamente zusätzlich beim Weg aus der Depression unterstützen.

Wie wirkt sich die digitale Welt auf die psychische Gesundheit aus?

Damit beschäftigen wir uns gerade stark: Soziale Medien gehören heute zum Alltag – ihre Auswirkungen sind komplex, positiv wie negativ. Einerseits können Kids im Netz Kontakte pflegen, das haben wir während der Pandemie beobachtet, sie können sich unterhalten, ablenken oder weiterbilden. Andererseits wollen sich Jugendliche etwa auf Instagram darstellen, sind Bewertungen und manchmal dann auch Mobbing ausgesetzt. Und klar ist: Zu viel Bildschirmzeit kann zu Ängsten, Depressionen und Isolation führen.

Welche psychosomatischen Beschwerden gibt es?
Welche psychosomatischen Beschwerden gibt es?

Können durch Videospiele Aggressionen ausgelöst werden?

Das legen uns viele Medienberichte nahe. Tatsächlich aber wissen wir aus der Forschung längst, dass Videospiele nicht per se Gewaltbereitschaft fördern. Im Gegenteil, früher haben die Jugendlichen stundenlang allein in ihren Zimmern gezockt. Heute treffen sie sich dazu online mit anderen, die Spiele stärken also das Miteinander. Für die psychische Gesundheit notwendig ist es aber, dass die Kids Spielzeiten und -dauer gemeinsam mit den Eltern verabreden und verantwortungsvoll mit dem Videospiel umgehen.

Wie können Eltern ihre Kinder emotional stärken?

Eltern können ganz viel machen: Sie können ihren Kindern das Gefühl geben, geliebt zu werden, ihnen ein offenes Ohr schenken, für sie da sein – auch dann, wenn sie zum Beispiel mal Mist gebaut haben. Sie sollten Regeln mit ihnen gemeinsam besprechen, statt sie einfach festzulegen und auf Rituale wie feste Essenszeiten oder gemeinsame Spiele achten.

Wie wichtig ist Sport?

Bewegung ist sehr zentral für die psychische Gesundheit. Ihr spielt ja auch Hockey. Da könnt ihr sicherlich nachvollziehen, dass ihr euch nach dem Training weniger gestresst fühlt. Das liegt nicht zuletzt an den Stoffen im Körper, die dann Glücksgefühle auslösen. Daher behandeln wir auch Depressionen unter anderem mit Sport.

Welchen Beitrag leisten Ihre Studien zur psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen?

Ich hoffe, die Studien leisten einen guten Beitrag. Wir möchten Kindern eine Stimme geben, nicht über sie entscheiden, sondern sie selbst sprechen lassen. Damit wollen wir auch in der Politik erreichen, dass Kinder und Jugendliche besser gefördert und versorgt werden, damit psychische Erkrankungen gar nicht erst entstehen.

Wie kann ich depressiven Kindern helfen?

  • Ich kann mir bewusstmachen, dass Kinder, die sich gemein zeigen, oft ein Problem haben und ihr Verhalten Ausdruck von Traurigkeit sein kann
  • Wenn ich merke, jemand ist traurig, kann ich Kontakt aufnehmen, ein Gespräch anbieten
  • Ich kann signalisieren, dass der oder die andere nicht allein ist, dass ich selbst auch schon mal traurig war
  • Ich kann das Kind ermutigen, sich Eltern oder Lehrer:innen anzuvertrauen

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    Wenn auch Du Lust hast, als Kinderreporter:in Deine Fragen zu stellen, dann bewirb dich unter
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    Du solltest zwischen 9 und 14 Jahre alt sein und Spaß daran haben, spannende Dinge herauszufinden.

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    • Begründung: Warum möchtest Du Kinderreporter:in werden?

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Text: Kathrin Thomsen, Fotos: Eva Hecht